Editorial VOX 105
Es fällt nicht leicht, am Jahresende 2016 ein paar aufmunternde Worte zu sagen und mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. Wenn wir Ehemaligen der Europäischen Union zurückblicken und miteinander über Europa reden, denken wir an Momente historischer Beschlüsse und wegweisender Entwicklungen. Wer noch die Nachkriegsjahre mit ihren Sorgen und Entbehrungen erlebt hat, wer sich an den kalten Krieg mit seinen politischen Spannungen und existentiellen Bedrohungen erinnert, für den war das europäische Projekt des Zusammenrückens der europäischen Völker ein einzigartiger Moment der Vernunft, der Solidarität und der wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Stabilität. Wir waren stolz darauf, an diesem Projekt mitgewirkt zu haben.
Aber am Ende einer nie dagewesenen Periode des Friedens in Europa müssen wir mit Schrecken feststellen, dass alles wiederkommt, was wir bereits in der Rumpelkammer der Geschichte abgelegt glaubten. Heute, nach einer Reihe von wichtigen demokratischen Entscheidungen in dem Jahr, das sich jetzt zu Ende neigt, ist es keineswegs mehr absurd, von der Gefahr des möglichen Zusammenbrechen der EU zu sprechen. Wir können uns das kaum vorstellen, aber in den Medien spricht man davon täglich, so als habe dieser Prozess bereits unaufhaltsam eingesetzt.
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